„Wenn der Karst dich einmal vereinnahmt, trägst du ihn immer im Herzen!“, lautet ein altes Sprichwort. So erging es auch mir sehr bald nach meinen ersten Erkundungstouren in dieser besonderen Region Sloweniens und Friauls vor rund fünf Jahrzehnten. Der Karst ist für mich somit zu meiner nun bereits langjährigen Herzensangelegenheit geworden.
Vieles macht den Karst aus
Was macht für mich den Karst aus? Es ist die steinig-karge Landschaft, die einfach Charme versprüht. Es sind die Wiesen, Felder wie Dörfer, die vom oft dramatisch anmutenden Fallwind, der Bora, umweht werden. Es ist die wohlige, urtümlich anheimelnde Stille entlang des Weges, die dann und wann von Hundegebell durchbrochen wird. Es ist der Hauch an lieblicher Romantik und Mystik zugleich, nicht zuletzt hervorgerufen durch die tausenden Karsthöhlen und unterirdischen Wasserläufe, den dieser Fleck Erde einladend auszustrahlen vermag. Und es sind die Menschen! Sie sind anfangs sehr vorsichtig, zurückhaltend und fast unerreichbar. Nach Stunden des Kennenlernens öffnen sie sich und man spürt die Herzlichkeit, die Freundlichkeit, das liebliche Wesen der Karsianer*innen. Sie werden zu lebenslangen Freunden. Man könnte sagen, der Karststein bröckelt und wird zum freundschaftlichen Kunstwerk.
Kulinarik
Die Kulinarik, geprägt von bäuerlicher Tradition, vom köstlichen Pršut bis zum reichlich hier gekelterten Wein trägt das Ihre dazu bei. Der rote Karstwein, sprich Teran, ist anfangs zwar etwas gewöhnungsbedürftig, nach dem zweiten Glas wird er aber geliebt und tut außerdem, in Maßen genossen, noch der Darmgesundheit gut.
Die Zeit steht still
Bin ich im Karst, so habe ich oft das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen. Vieles wirkt hier angenehm langsamer, entschleunigter, traditionsbewusster und ursprünglicher als anderswo. Und auch einfacher. In einer Art von Einfachheit, die man im hektischen Alltag oft vermisst und die wunderbar zum Innehalten einlädt. Wanderungen durch die Landschaft werden für mich stets zu kleinen Zeitreisen, deren Faszination ich gerne mit Gästen teile.
Begegnung mit Land und Leuten
Ich lade entlang des sanften Weges – der Karst ist recht flach bzw. bescheiden hügelig –zu Bewegung aber vor allem auch zur Begegnung ein - mit Land und Leuten! Denn nur so kann man „meinen Karst“ richtig verstehen und vielleicht auch lieben lernen. Naturerlebnisse wechseln sich mit gemütlich-köstlicher Einkehr bei dem einen oder anderen Bauern bzw. Winzer ab. Der Besuch alter Handwerksstätten bietet Einblick in das große Traditionsbewusstsein, Gespräche mit Einheimischen auch in das gegenwärtige Leben im Karst. Steinreich an besonderen Erinnerungen möchte ich meine Gäste nach einem Wanderwochenende verabschieden.
Wanderwochenenden
Für das erste Halbjahr 2021 freue ich mich auf drei recht unterschiedliche Wanderwochenenden mit unseren Gästen. Während bei der „Wanderung durch den italienischen Karst“ von 19. – 21. März die Symbiose zwischen karstigem Festland und dem Meer faszinieren darf, ist es bei der „Wanderung durch den grenzenlosen Karst“ von 16. – 18. April das über Nationen hinaus Verbindende der Region. Bei der „Wanderung voller Wunder im Innerkarst“ von 11. – 13. Juni darf ich mit Wanderfreunden auf den Spuren wahrlich großer Naturphänomene wie dem größten periodischen Sickersee Sloweniens wandeln.
Übrigens ein Superlativ, den man dieser Art im Karst selten findet. Denn die wahren Superlative liegen hier im Kleinen. Für mich zum Beispiel in der herzlichen Umarmung einer betagten Karsianerin in Küchenschürze. Bis heute ist mir der Geruch ihrer köstlichen Kochkunst in der Nase und noch mehr ihre große Bescheidenheit, Schlichtheit, Herzlichkeit und Zufriedenheit in meiner Erinnerung.
Reisen mit Christian Zeichen im Programm von TLS Reisekultur
Freitag, 16. bis Sonntag, 18. April 2021
Freitag, 11. bis Sonntag, 13. Juni 2021
Samstag, 10. Juli 2021
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